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Themen bei Thaler
Pressemitteilung
Wo Baggerschaufeln Leben schaffen
Unternehmer Andreas Thaler will auf ausgebeuteten Kiesgruben bei Gablingen Biotope entstehen lassen.
Andreas Thaler will in den ausgebeuteten Kiesgruben Biotope entstehen lassen.
Foto: Marcus Merk
Zwei steile Böschungen, zwischen ihnen ein Fahrweg. An den Böschungen, Relikt einer ehemaligen Kiesgrube der Firma An- Andreas Thaler, Neusäß, wuchert herbstliches Grün. Was daran so wertvoll sein soll, vermag der Laie wird nicht zu erkennen. Aber Unternehmer Andreas Thaler, ehemals Bauingenieur und Baubiologe, weiß es: An den Böschungen, einem "Magerstandort", hat sich im Lauf der Zeit von selbst ein Biotop gebildet - wie an etlichen der von Thaler ausgebeuteten ehemaligen Kiesgruben -, und das möchte der Unternehmer erhalten und deshalb den Rest der Kiesgrube nicht wiederverfüllen.
Obwohl die Naturschutzbehörde des Landratsamts Augsburg die Auffassung des Unternehmers unterstützte, bestand der Gablinger Gemeinderat, wie berichtet, auf die ursprünglich ausgemachte Wiederverfüllung der Kiesgrube und lehnte einen Tekturantrag Thalers ab.
Unternehmer Thaler, 59, seit 20 Jahren im Kiesabbau tätig, ist sich sicher, dass der Beschluss auf Dauer keinen Bestand haben wird. Schon lange machte er die Erfahrung, dass auf Abbauflächen ganz von selbst Biotope entstehen, sich Pflanzen und Tiere ansiedeln, dass Abbauflächen auch Rückzugsgebiete und Stützpunkte für Tiere in einer ansonsten ausgräumten Flur sein können.
Auf dem Firmengelände in Täfertingen, wo ehemals Kies abgebaut, heute aber nur noch aufbereitet wird, war ehemals ein Standort von Wechselkröten - und solche Standorte sollen auf der intensiv landwirtschaftlich genutzten Langweider Hochterrasse wieder vermehrt geschaffen werden. Es sei deshalb „von naturschutzfachlicher Bedeutung, wenn nicht alle Abbauflächen zeitnah wiederverfüllt und landwirtschaftlich genutzt werden, sondern dauerhaft für Zwecke des Natur- und Artenschutzes zur Verfügung stehen", argumentierte auch das Landratsamt Augsburg gegenüber der Gemeinde Gablingen.
„Unsere Philosophie ist", sagt Thaler, ,dass wir den "Schaden", den wir durch das Graben und Verfüllen der Löcher anrichten, auch wieder kompensieren." Zumal durch die Flurbereinigung fast keine Rückzugsmöglichkeiten für Tiere bestünden. So gelte es, Stützpunkte zu schaffen. Wo ein Einzelstützpunkt keinen Sinn ergebe, hätte die Firma an anderer Stelle Flächen, wo ein Biotop entstehen könne. So fülle das Unternehmen sein Ökokonto auf, ergänzt technischer Angestellter Roland Beitlich, früher Biologiestudent. Er ist in der Firma der Fachmann für Flora und Fauna an den Kiesgruben-Standorten, und Maschinist Wolfgang Sturz weiß, wie man mit Bagger und Schaufel umgeht, um entstehende Biotope nicht zu zerstören. Thalers Mitarbeiter haben inzwischen ein geschultes Auge. "Die Natur kann machen was sie will", plädiert Beitlich dafür, abgebaute Flächen "einfach eine Zeit lang in Ruhe zu lassen" - dann entwickeln sich von selbst Biotope. Früher habe man Biotope gestaltet, davon sei man inzwischen abgekommen, weiß er.
An einer anderen abgebauten Thaler-Kiesgrube, ebenfalls auf Gablinger Flur, haben sich von selbst Uferschwalben angesiedelt. Die Mitarbeiter der Firma Thaler lassen die Sandwände nicht nur stehen, sondern gestalten sie mit dem Bagger bewusst steil, dass natürliche Feinde der Schwalben die Löcher nicht erreichen. Wenn im Frühling die durch den Frost abgebrochene Sandwand einstürzt, schaffen Thalers Mitarbeiter mit Bagger und Radlader wieder Steilraum für die Uferschwalben. "200 Vögel nisten hier", freut sich Beitlich.
Nach und nach wird von der anderen Seite her die ehemalige Kiesgrube wiederverfüllt, dabei bleiben flache Mulden mit Pfützen stehen, in denen Kröten ablaichen können. "Für die Wechselkröten muss man Lebensraum schaffen, sonst sind sie weg", betont Beitlich. Kreuz- und Wechselkröten brauchen zum Laichen regelmäßig austrocknende Gewässer wie flache Pfützen - und die könnten mit Baggern geschaffen werden, ist auch im Prospekt des Landschaftspflegeverbands Augsburg zu lesen, der ein Artenhilfeprojekt für Wechselkröten betreibt.
Gemeinde sieht nüchtern den juristischen Tatbestand
Dabei wäre die Verfüllung ein gutes Geschäft für ein Kiesunternehmen. Noch dazu müssten die Biotope gepflegt werden, betont Beitlich, der dafür mit etwas 60 Maschinenstunden pro Jahr plus Personal rechnet. "Wir könnten eine Grube mit 10 0000 Kubikmetern Volumen auch verfüllen, aber wir lassen sie als Lebensraum bestehen." Die Gemeinde Gablingen sieht im aktuellen Fall indes nüchtern den derzeitigen juristischen Tatbestand: Dass die Genehmigung der Kiesausbeutung an die Wiederverfüllung und Rekultivierung der Thaler'schen Kiesgrube gekoppelt sei, betont Bürgermeister Karl Hörmann. Der neue Flächennutzungsplan enthalte überdies Trittsteinbiotope, eine Ausgleichsflächeam Solarpark Thalhofer und ein Biotop am Gablinger Baggersee.
13.11.2013
Quelle: Augsburger Allgemeine
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