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Pressemitteilung
Natürliche Ressourcen sind endlich
Die Firma Andreas Thaler in Täfertingen ist seit 65 Jahren ansässig und in den Händen einer Familie. Das Unternehmen will nachhaltig an der Zukunft arbeiten.
Gebrochener, gemischter Bauschutt als Muster. Zu sehen sind vorwiegend gebrochene Ziegelstücke aus Mauerwerk oder Dachziegeln und Beton. Zusätzlich dürfen auch kleine Mengen von Fliesen und Keramik, sowie Asphalt enthalten sein. Die genaue Zusammensetzung wird stetig untersucht und überprüft.
Bilder: AZ/Markus Merk
Wenn Gesteinsbrocken in runden Bonbon-Gläsern wie leckere Süßigkeiten aufbewahrt werden, dann kann man davon ausgehen, dass der Inhalt bei der Firma Andreas Thaler hochgeschätzt wird. In diesem speziellen Fall handelt es um Material, das aus Bauschutt gewonnen wird, sogenannte Sekundärrohstoffe. Dabei betreibt das Familienunternehmen im Neusässer Ortsteil Täfertingen seit 65 Jahren und mittlerweile in vierter Generation in erster Linie ein Kies- Sand- und Splittwerk.
„Doch diese Ressourcen sind endlich“, sagt Lisa Thaler. Die 39-Jährige ist vor vier Jahren in die Geschäftsführung eingetreten, hat dafür ihren erlernten Beruf als Architektin aufgegeben. Doch sie plant weiter, damit das Unternehmen auch in der Zukunft auf neuen und nachhaltigen Wegen wandeln kann. Zuletzt wurde eine Wasseraufbereitungsanlage installiert, die rund 80 Prozent des benötigten Wassers für die Kieswäsche einspart. Als nächster Schritt soll auf dem zwölf Hektar großen Betriebsgelände eine modernere Recyclinganlage zur Baustoffrückgewinnung die alte Anlage ersetzen.
Der Grund dafür ist ganz einfach. „In Ballungszentren und der Nähe von Städten gibt es nicht mehr unendlich viele Grundstücke zum Kiesabbau, dafür aber viel Abbruchmaterial“, erklärt Lisa Thaler. Deshalb soll dieser Bauschutt künftig nicht mehr nur downgecycelt, sondern vielmehr abgecyclet werden und vermehrt bei der Herstellung von Beton Verwendung finden. „Die Verwendung von Recyclingmaterial nur für den Straßenunterbau ist zu schade, da auch große Teile des Naturmaterials in der Betonherstellung ersetzt werden könnten“, so Lisa Thaler. Um den Normen zu genügen, ist allerdings eine intensivere Aufbereitung notwendig. Es darf zum Beispiel nur eine festgelegte Menge von Ziegel-Partikel enthalten sein. . „Die roten Teile könnten mit Luftdruck herausgeschossen werden“, erklärt die Junior-Chefin. Das restliche Material könne wiederum auch für die Flachdach-Begrünung Verwendung finden.
Um dieses Projekt zu verwirklichen will man in Zusammenarbeit mit der Stadt Neusäß die Weichen für eine zukunftsfähige Gewerbeentwicklung und Infrastruktur stellen. „Mehrere Themen klug verknüpfen und ganzheitlich Lösungen suchen“, wie Bürgermeister Richard Greiner erklärt. Dem städtischen Planungs- und Umweltausschuss wurde kürzlich ein Neuordnungskonzept für den östlichen Bereich des Firmengeländes vorgelegt, das eine modernisierte Anlage zur Baustoffrückgewinnung und verschiedene Lagerflächen enthält. Mit diesem Millionenprojekt wird auf höchster Innovationsstufe modernstes Bauschutt- und Boden-Recycling in großem Umfang möglich gemacht. Das bedeutet, dass dann künftig jeder mineralische Eingangsstoff (Ziegel, Beton, Fliesen etc.), der nicht in der Anlage aussortiert wird, als Sekundärrohstoff wiedergewonnen werden kann.
„Neben Kies ist vor allem auch Sand Mangelware“, erklärt Seniorchef Andreas Thaler. Dieser könnte ebenfalls bei der auf dem Grundstück ansässigen Betonfirma Berger verarbeitet werden. In der Praxis heißt dies auch weniger Deponiebedarf und weniger Schwerlastverkehr. „Allein beim Aushub der Baustelle am Universitätsklinikum fallen ca.17.000 Kubikmeter Aushub an. Der Aushub könnte hier gewaschen werden und 60% daraus wäre wieder wertvoller Rohstoff. Jetzt fahren die Lkw‘s hier vorbei zur Deponie. Das ist viel zu schade“, meint Lisa Thaler.
Dem Planungs- und Umweltausschuss wurden auch Ideen für ein ergänzendes Verkehrskonzept vorgestellt, das neben der Befestigung bisher unbefestigter Wege einen Durchstich nach Süden zur Boschstraße beinhaltet. So könnte ein Verkehrskreisel die Südfläche Thaler optimal an das Gewerbegebiet Täfertingen-Nord und von hier auch auf die Entlastungsstraße anbinden. Zudem könnte der Kundenverkehr mit einer zusätzlichen Einfahrt über das Gewerbegebiet gesplittet und damit besser kanalisiert werden, um die Knotenpunkte Täfertinger Straße bzw. die Ein- und Ausfahrt des Gewerbegebietes an der Nord-Süd-Spange zu entlasten.
Um diese zukunftsorientierte Gewerbeentwicklung voranzutreiben, müssen die Flächen geordnet werden. „Wir sind uns mit der Firma Thaler einig, dass dabei das erforderliche Ausgleichsgrün in Neusäß erhalten bleibt und ausgeweitet wird“, so Bürgermeister Richard Greiner. Das sei sowohl der Stadt Neusäß als auch der Firma Thaler sehr wichtig.
Über ein Jahr wurde der Bereich hinter der bestehenden Anlage genauestens untersucht, um festlegen zu können, welche Ausweichplätze sich für die neuen Ausgleichsflächen am besten eignen.
Bilder: Andreas Thaler GmbH &Co. KG
Studierende der HS Augsburg bei der internen Präsentation der Arbeiten.
Bilder: Lisa Thaler
Fünf Studierende der Fachhochschule Augsburg erarbeiten im Rahmen eines Planspiels derzeit einen Lösungsvorschlag. „Im Herbst werden mehr Infos haben“, freut man sich im Hause Thaler schon auf das Ergebnis. „Alle Dinge sollen ohne Druck gut geplant und sauber gelöst werden“, sagt Andreas Thaler. Klar sei aber auch, dass ein derartiges Projekt in der Größenordnung von zehn Millionen als Familienbetrieb nicht allein zu stemmen sei. Deshalb erhofft man sich von der neuen Regierung die eine oder andere Förderung.
Dass die Umwelt bei der Umgestaltung nicht zu kurz kommt, garantiert das Familienunternehmen schon mit ihrem aktuellen Handeln. Denn bereits seit Jahren sind auf dem Gelände rund um den Thaler-See feste Bereiche für Brutstätten bedrohter Vögel, eine Wand für Uferschwalben und Lebensraum für Amphibien vorgesehen, die wertvolle Überlebensräume für bedrohte Arten bilden und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt bilden. „Wir hätten Ausgleichsflächen in Gablingen, wollen aber trotzdem alle Biotope hier belassen“, sagt Lisa Thaler: „Notfalls würden wir sogar Amphibien mit der Hand fangen und entsprechend umsiedeln.“
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